
Die erste Herrenmannschaft der TS Lichtenfels hat sich in der zurückliegenden Handballsaison mit aller Macht gegen den Abstieg aus der Bezirksoberliga gestemmt und den Klassenerhalt schließlich im vergangenen Mai gesichert. Umso überraschender erreicht die oberfränkischen Handballinteressierten nun die Nachricht, dass sich die TS Lichtenfels wegen diverser Gründe freiwillig aus dieser Liga verabschiedet, um ab Herbst in der niedrigeren Bezirksliga an den Start zu gehen.
Nutznießer dieser Entscheidung ist übrigens der TV Ebern, der nun weiterhin für die Bezirksoberliga planen kann.
Freilich spielte die Amtsniederlegung von TS-Trainer Uli Hillebrand auch eine Rolle, wenngleich nicht die ausschlaggebende. Hillebrand hat sich von seiner Mannschaft schon Ende Mai nach nur einem Jahr Tätigkeit freundschaftlich getrennt. "Schade, dass Uli geht. Er hat sehr gute Arbeit geleistet", äußert sich TS-Abteilungsleiter Luggi Scherer über das Trainer-Aus des Bambergers.
Der Abteilungschef erklärt auch das Hauptmotiv für die Maßnahme: "Aus beruflichen bzw. privaten Gründen verlassen Joris Rießner, Nevin Opitz, Andreas Kraus und Alexander John die Mannschaft." Und weiter: "Ich denke, dass es dem Männerteam insbesondere in dieser Situation, aber letztlich auch grundsätzlich, guttun wird, nicht gegen den Abstieg und ohne permanenten Druck zu spielen."
Natürlich bedauern Scherer und das gesamte Team diesen Schritt auch. Vor allem gegenüber den vielen Anhängern, die nicht unerheblichen Anteil am Klassenerhalt hatten. "Wir bitten um Verständnis für diese Entscheidung. Psychologisch ist es von zentraler Bedeutung, dass uns die Fans auch weiterhin so zahlreich anfeuern und die Treue halten", so Scherer. "Wir wollen die jungen Spieler aus der A-Jugend im Team integrieren, was in der Bezirksliga klar leichter gelingen kann."
Bleibt die Frage, wer diese künftige Bezirksliga-Mannschaft betreut. Dieses Thema ließ die TSL gar nicht erst zum Problem werden. Kurzerhand erklärten sich Cornelius John und Philipp Rödel bereit, als Spielertrainer zu fungieren. Unterstützend kann TS-Kreisläufer Simon Schröck, seines Zeichens auch Trainer der Handballdamen des TV Oberwallenstadt, der Mannschaft Anweisungen geben.
Cornelius John erklärte die Lage bei der TSL ebenso: "Als wir erfahren haben, dass Uli aufhört und uns für nächste Saison vier Spieler nicht mehr zur Verfügung stehen, mussten wir uns Gedanken machen, wie es weitergeht." Da der Trainermarkt relativ dünn besetzt ist, haben Philipp Rödel und Cornelius John vorgeschlagen, die Mannschaft zu trainieren, was auch beim Abteilungsleiter gut angekommen ist. "Wir Beide sind lange genug dabei, haben fünf bis sechs Jahre lang zusammen Bezirksoberliga gespielt und möchten unsere Erfahrung an die Mannschaft weitergeben", so John.
Mit einer Prognose für das Abschneiden in der Bezirksliga hält sich das neue Trainer-Tandem der TSL relativ bedeckt: "Wir wollen uns so gut wie möglich schlagen. Uns ist natürlich bewusst, dass wir beispielsweise mit dem HC Bamberg II oder der SG Rödental II auf "gestandene" Mannschaften treffen, gegen die es definitiv nicht leicht wird. Wir lassen uns überraschen!".
Ende September/Anfang Oktober geht's los mit der TS Lichtenfels in der eingleisigen Bezirksliga.

Nach so einem klaren Endresultat sah es allerdings lange Zeit nicht aus. Die gesamte erste Hälfte war geprägt von Nervosität, Zurückhaltung und technischen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten. Keine der Mannschaften konnte sich in den ersten 30 Minuten mehr als einen Zwei-Tore-Vorsprung herausspielen. Während auf Seiten der Gäste vor allem Martin Schmidt für die 4:2 (9.) bzw. 5:3-Führung (11.) der HSG verantwortlich war, setzten bei der TS im Angriff die erfahrenen Rückraumschützen Jonas Höfner und Cornelius John die meisten Akzente. Zwar lässt die geringe Anzahl an Treffern auf eine stabile Abwehrarbeit beider Teams schließen, allerdings trugen auch eine Vielzahl an unsauber vorgetragenen Angriffsbemühungen und technischen Fehlern dazu bei, dass die Defensivreihen sowie die Torhüter selten ernsthaft gefordert waren. Als Beleg hierfür dienen drei Siebenmeter-Fehlwürfe der HSG in Folge. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte zog die TS über die Rückkehrer Ferdinand Brunner und Lukas Tremel erstmals auf zwei Tore davon (10:8; 26.), konnte diesen Vorsprung aber nicht in die Halbzeit retten, da Sebastian Schmidt die Siebenmeterschwäche der Gäste bis zum Pausenpfiff überwand und durch zwei verwandelte Strafwürfe den Ausgleich herstellte.
In der zweiten Hälfte bekamen die zahlreichen Zuschauer im Lichtenfelser Sportzentrum dann doch noch phasenweise attraktiven Handball geboten. Zwar ähnelte die Torfolge bis zur 40. Spielminute (16:14) dem Verlauf der ersten Halbzeit, doch mit dem ersten Vorsprung von drei Toren (42.) schien der Widerstand der mit nur einem Auswechselspieler angereisten Bezirksoberliga-Reserve gebrochen. Gestützt auf eine bravouröse Torhüterleistung von Tim Renner und einen spielerisch aufblühenden Philipp Mahler zog die TS durch schnelles Umschaltspiel und sauber ausgespielte Auslösehandlungen mit einem 10:1-Lauf auf 28:18 (54.) davon. Mit zwei sehenswerten Treffern sorgte Debütant Mario Macheleid für den letztlich etwas zu hoch ausfallenden 32:21-Heimsieg der TSL.
„Dass wir unser erstes Saisonspiel gegen eine Bezirksliga-Spitzenmannschaft letztlich so klar gewinnen, damit hätten wir selber nicht gerechnet“, so Philipp Rödel nach dem Schlusspfiff. „Allerdings haben wir vor allem in der ersten Hälfte auch deutlich gesehen, wo wir noch spielerische Defizite haben. Da werden wir in den kommenden Trainingseinheiten ansetzen, um auch das nächste Spiel gegen die TS Coburg erfolgreich zu gestalten“. Hervorzuheben ist die faire Spielweise beider Mannschaften. Das gut leitende Schiedsrichtergespann Baucke/Holland musste über die komplette Spieldauer lediglich eine zwei-Minuten-Strafe verhängen.
TSL: Ottolinger/Renner – P. Rödel, M. Rödel, Brunner (1), Schulze (2), Ma. Macheleid (2), Cakir, Tremel (2), Mahler (7), Jon. Rießner (1), Söllner (2), C. John (7/3), Höfner (8/1)